Was ist TUDCA?
TUDCA ist die Abkürzung für Tauroursodeoxycholic Acid (auf Deutsch: Tauroursodeoxycholsäure). Bei dieser Säure handelt es sich um eine Form von
Gallensäure, die natürlicherweise in Menschen und in Tieren vorkommt. Entdeckt wurde sie zuerst in Stieren und in Bären, daher rührt auch ihr Name. („Taurus“ ist das lateinische Wort für „Stier“, „Ursus“ ist das Wort für „Bär“.) Die Tauroursodeoxycholsäure macht allerdings nur einen sehr kleinen Teil der Gallensäuren aus.
Wie funktioniert TUDCA?
In der traditionellen chinesischen Medizin werden Gallensäuren schon seit Jahrhunderten dazu genutzt, Beschwerden unterschiedlicher Art zu lindern. In der westlichen Medizin rückte TUDCA erst in den 1950er Jahren ins Rampenlicht: Damals entdeckten Forscher, dass die Tauroursodeoxycholsäure das Verklumpen von Proteinen im Körper hemmen kann. Diese Eigenschaft macht TUDCA bis heute als Therapeutikum für neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und ALS interessant [1]. In den Folgejahren wurde TUDCA dann noch auf weitere gesundheitsförderliche Eigenschaften hin untersucht. Besonders aufschlussreich war schließlich die Erkenntnis, dass TUDCA die Proliferation (= das Zellwachstum) in der Leber anregt und dadurch bei einer angeschlagenen Leber eine Verbesserung der Serumleberenzymwerte bewirken kann [2][3][4]. In Italien und in der Türkei ist TUDCA als Medikament gegen Lebererkrankungen etabliert.
TUDCA im Bodybuilding
Im Bodybuilding hat TUDCA einen festen Platz im Cycle Support, also in der steroidkurbegleitenden Supplementierung. Bekanntlich ist die Leber nämlich dasjenige innere Organ, das (neben dem Herzen) am meisten unter einer Anabolika-Anwendung zu leiden hat – denn fast jedes anabole Steroid und erst recht jedes Prohormon setzt die Leber unter Stress. Das liegt daran, dass Steroidmoleküle in der Leber metabolisiert – also abgebaut – werden. Hinzu kommt, dass vor allem orale Steroide, wie Metandienon (Methandrostenolon), Oxymetholon und Oral-Turinabol, 17-alpha-alkyliert sind. (Sie haben also an der C-17-Alpha-Position ihres Moleküls eine Alkylgruppe.) Die Alkylierung bewirkt, dass die Steroide dem Abbau durch die Leber längere Zeit widerstehen, was sie regelrecht lebertoxisch macht. Gleiches gilt für Prohormone. Eine mehrwöchige „Kur“ mit diesen Anabolika kann die Leber deshalb so stark belasten wie monatelanger Alkoholkonsum. Wer Anabolika verwendet, sollte sich folglich unbedingt um einen Leberschutz bemühen.
Hier kommt TUDCA ins Spiel: Das Mittel hilft der Leber, besser mit der Belastung durch die Steroidmoleküle fertig zu werden. TUDCA für die Leber zu nehmen, wenn man auf Steroiden ist, ist also etwa das Gleiche, wie einen Magensäureblocker für den Magen zu nehmen, wenn man an auf einem Fress-Trip ist – es ist eine sinnvolle Schutzmaßnahme. Dabei kann TUDCA sowohl parallel zur Anabolika-Anwendung eingesetzt werden als auch danach. Wenn TUDCA kurbegleitend als On Cycle Therapie (OCT) eingesetzt wird, kann das Supplement einen allzu starken Anstieg der Leberenzymwerte verhindern. Wenn es als Post Cycle Therapie (PCT) eingesetzt wird, kann es dazu beitragen, dass erhöhte Leberenzymwerte wieder absinken.
Erste Studien deuten übrigens darauf hin, dass TUDCA auch die Insulinsensitivität verbessert und somit einen Schutz vor den negativen Auswirkungen von Wachstumshormon bieten könnte. Das muss aber noch näher untersucht werden [5].
TUDCA bei Steroiden
Nicht jedes anabole Steroid ist lebertoxisch, die meisten aber schon. Am oberen Ende der Lebertoxizitätsskala stehen Steroide wie Stanozolol und Oxymetholon, am unteren Ende stehen Methenolon und das fast überhaupt nicht lebertoxische Nandrolon (19-Nortestosteron) in injizierbarer Form. Für orale Steroide gilt allerdings, dass sie IMMER eine Belastung für die Leber darstellen.
TUDCA bei Prohormonen
Da Prohormone ausnahmslos als Oralpräparate verkauft werden, sind sie auch ausnahmslos leberunfreundlich. Auch hier gilt zwar, dass es schlimme und weniger schlimme Mittel gibt (zu den schlimmsten zählt das hocheffektive Superdrol, das eigentlich auch gar kein Prohormon, sondern ein vollwertiges Steroid ist); trotzdem sollte Leberschutz bei einer Prohormon-Anwendung immer ein Thema sein.
TUDCA bei SARMs
SARMs, also selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren, gelten als sehr nebenwirkungsarme Anabolika – das heißt aber nicht, dass SARMs keine negativen Auswirkungen auf die Lebergesundheit haben. Von Ostarine (auch bekannt als „Enobosarm“ und als MK-2866), einem der mildesten SARMs überhaupt, sind Leberschäden wissenschaftlich überliefert [6]!
Wie sollte man TUDCA dosieren?
Bodybuilder, die TUDCA als OCT-Supplement oder als PCT-Supplement verwenden wollen, sollten täglich zwischen 200 und 500 Milligramm über mindestens vier Wochen nehmen. Zwar nehmen manche Athleten auch 1.500 mg täglich, aber das ist weder nötig noch sinnvoll – eine solche XXL-Dosis hat keinen signifikant höheren Nutzen als die Normaldosis. In speziellen Fällen, etwa wenn die Leberwerte sehr stark erhöht sind, können vorübergehend höhere Dosen allerdings sinnvoll sein. Viele TUDCA-Supplements sind auch so formuliert, dass sie eine flexible Dosierung ermöglichen. TUDCA von Evoled Nutrition und This TUDCA 4U von BPS Pharma etwa enthalten 250 mg pro Kapsel, sodass die Tagesdosis in Viertelgrammschritten variiert werden kann.
TUDCA und OCT: sinnvolle Kombination
Wenn man richtig tief in die Anabolika-Kiste greifen will, sollte man zusätzlich zu TUDCA noch ein On-Cycle-Therapy-Produkt in sein Supplementierungsprogramm aufnehmen. Typische Inhaltsstoffe von OCT-Produkten sind Mariendistelextrakt und NAC. Die Kombination aus TUDCA und den genannten Substanzen verstärkt dann den Schutz der Leber. Speziell NAC (N-Acetyl-L-Cystein) harmoniert hervorragend mit TUDCA: Studien zeigen, dass die beiden Wirkstoffe zusammen um einiges effektiver sind als einzeln. Der Markt bietet deshalb eine Fülle von Kombi-Präparaten, die beide Substanzen enthalten – beispielsweise TUDCA + NAC 90 Caps von Applied Nutrition oder TUDCA + NAC von Supplement Needs.
Welche Nebenwirkungen hat TUDCA?
TUDCA gilt als gut verträglich. In seltenen Fällen kann es zu leichter Diarrhö oder zu Hautreaktionen wie Nesselsucht kommen. Bei den im Bodybuilding üblichen Dosierungen treten diese TUDCA Nebenwirkungen jedoch praktisch nicht auf. Klinische Studien, in denen Dosen von bis zu 1.750 mg täglich getestet wurden, zeigen, dass selbst große Mengen gut vertragen werden. Allerdings sollte TUDCA bei entzündeten oder blockierten Gallenwegen sowie bei eingeschränkter Gallenblasenfunktion nicht eingesetzt werden.
Wo kann man TUDCA kaufen?
TUDCA gibt’s in diversen Supplement-Shops sowie in Versand-Apotheken und auf Online-Marktplätzen wie amazon. In vielen Shops lässt die Auswahl aber zu wünschen übrig. Hier bei uns findest du über 20 TUDCA-Supplements, darunter sowohl TUDCA-only-Präparate als auch Multi-Wirkstoff-Komplexe mit TUDCA, Mariendistelextrakt und NAC (z. B. Liver Lover von Apollon Nutrition).
- cordis.europa.eu (2022): Safety and efficacy of tauroursodeoxycholic acid (TUDCA) as add-on treatment in patients affected by amyotrophic lateral sclerosis (ALS)(https://cordis.europa.eu/project/id/755094/reporting)
- Xiao-Li Pan et al. (2013): “Efficacy and safety of tauroursodeoxycholic acid in the treatment of liver cirrhosis: a double-blind randomized controlled trial” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23592128/)
- A. Larghi et al. (1997): “Ursodeoxycholic and tauro-ursodeoxycholic acids for the treatment of primary biliary cirrhosis: a pilot crossover study”
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9146783/) - C. Panella et al. (1995): “Does tauroursodeoxycholic acid (TUDCA) treatment increase hepatocyte proliferation in patients with chronic liver disease?”
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8541578/) - M. Kars et al. (2010): “Tauroursodeoxycholic acid may improve liver and muscle but not adipose tissue insulin sensitivity in obese men and women”
(https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20522594/) - D. Weinblatt (2022): “Drug-Induced Liver Injury Secondary to Enobosarm: A Selective Androgen Receptor Modulator (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9119364/)